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27. September 2020 - Durchfall bei neugeborenen Kälbern
Alle Jungtiere, also auch Kälber, sind sehr anfällig für rasche Austrocknung und Kreislaufkollaps in Folge einer Durchfallerkrankung. Deshalb ist rasches und gezieltes Handeln bei den ersten Anzeichen entscheidend über Leben und Tod. Durchfall ist ein Symptom, das verschieden Ursachen haben kann. Im Folgenden werden die wichtigsten Durchfallursachen und deren Diagnose und Therapie vorgestellt.

Rota-/Coronaviren
Klinik
Betroffen sind Kälber im Alter bis 2-3 Wochen. Rotaviren haben eine sehr kurze Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung ist kurz und ein Kalb kann deshalb bereits Durchfall haben, bevor es 24h alt ist. Die Symptome sind Durchfall, Dehydratation (Austrocknung), eingefallene Augen, Trinkschwäche, Untertemperatur, Festliegen und kühle Gliedmassen.
Diagnose
Die Diagnose muss mittels Kotuntersuchung gestellt werden. V.a. wenn sich die Krankheitsfälle in einem Bestand häufen, lohnt es sich den Kot für eine genaue Diagnose zu untersuchen.
Therapie
Bei Krankheitsausbruch können wir nur die Symptome bekämpfen.
Hat das Kalb frisch Durchfall, sollte es 24 Stunden keine Milch bekommen sondern nur Elektrolyttränke (z.B. Diakur©). Danach bekommt das Kalb abwechselnd einmal Milch und einmal Elektrolyttränke. Es sollte mindestens 4 Mal pro Tag getränkt werden. Es sollte immer frisches Wasser zur freien Verfügung haben. Es können auch Zusätze wie Stullmisan®, Bismutal®, Fenchel- oder Schwarztee und Zucker (idealerweise Traubenzucker) der Milch zugesetzt werden.
Wenn das Kalb nicht trinkt oder festliegt, muss der Tierarzt sofort hinzugezogen werden, da es Flüssigkeit direkt ins Blut braucht.
Vorbeugung
Das Kalb kommt ohne ausgereiftes Immunsystem zu Welt. Um es gegen Durchfallviren zu schützen, müssen ihm Antikörper in Form von Kolostrum (erste Muttermilch) oder speziellen Präparaten gegen diese Viren zugeführt werden.
1. Muttertierimpfung
Es gibt 2 verschiedene Impfstoffe: Scourguard III und Rotavec™ Corona. Durch die Impfung der Mutter kurz vor er Geburt gelangen die Antikörper ins Euter und in die Milch. Wichtig ist, dass die Kälber genügend Kolostrum erhalten während der ersten 8 Lebensstunden. Ein Kalb sollte in den ersten 8 Lebensstunden 5-6 Liter Kolostrum trinken.
Impfschema:
Scourguard III®
1. Impfung: 6 bis 8 Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin
2. Impfung: 2 bis 3 Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin
In jeder Trächtigkeit.
Rotavec™ Corona®
Einmalige Impfung 3 Monate bis 3 Wochen vor dem erwarteten Abkalbetermin in jeder Trächtigkeit.
2. Antikörper gegen Rota-/Coronaviren
Alternativ zur Impfung der Mutter können dem Kalb auch Antikörper direkt verabreicht werden. Solche Präparate sind Gammaserin® oder Locatim®. Dem Kalb wird in den ersten 8 Lebensstunden 20ml Gammaserin® ins Maul gegeben und 20ml unter die Haut gespritzt.
Haltungsmanagement
Die Prophylaxe ist nur so gut, wie die Haltung. Stimmt hier etwas nicht, kann es sein, dass alles andere nicht hilft.
Geburtsmanagement
Die Abkalbebox ist keine Krankenbox. Kranke Kühe sollten in einer anderen Box gehalten werden. Die Box ist nach jeder Belegung zu reinigen bevor eine neue Kuh eingestallt wird. Besonders nach kranken Tieren muss die Box auch desinfiziert werden.
Kalbermanagement
Kälber sollten nach der Geburt in eine Einzelbox/Iglu verbracht werden und 3 Wochen alleine bleiben mit Sichtkontakt zu anderen Kälbern.
Erst dann ist das Immunsystem genügend stark und das Kalb kann in die Gruppe gegeben werden.
Iglus sollten nach jedem Kalb mit einem Hochdruckreiniger gereinigt werden und 3 Tage leer stehen und trocknen.
Cryptosporidien
Ursache
Cryptosporidien sind einzellige Parasiten. Sie befallen den Dünndarm und schädigen diesen stark. Sie überleben gut in der Umwelt und sind schwer wieder wegzubekommen.
Klinik
Betroffen sind Kälber im Alter bis 2-3 Wochen. Die Übertragung erfolgt direkt von Tier zu Tier oder indirekt über Gegenstände.
Die Symptome sind Durchfall, Dehydratation (Austrocknung), eingefallene Augen, Trinkschwäche, Untertemperatur, Festliegen und kühle Gliedmassen.
Diagnose
Die Diagnose muss mittels Kotuntersuchung gestellt werden. V.a. wenn sich die Krankheitsfälle in einem Bestand häufen, lohnt es sich den Kot für eine genaue Diagnose zu untersuchen.
Therapie
Die Cryptosporidien können nur teilweise direkt bekämpft werden, daher ist die Behandlung der Symptome sehr wichtig. Halocur® kann prophylaktisch und therapeutisch eingesetzt werden. Es hemmt die parasitäre Entwicklung und somit auch die Erregerausscheidung. Allerdings kann es bei der therapeutischen Anwendung die Erregerausscheidung verlängern. Daher sollte der therapeutische Einsatz gut überlegt sein und am ersten Tag des Durchfalls beginnen. Halocur® sollte nie auf leeren Magen oral verabreicht werden sondern immer erst nach der Tränke von Milch/Kolostrum oder Milchersatz.
Antibiotika sind gegen Cryptosporidien unwirksam. Sie schützen höchstens gegen bakterielle Sekundärinfektionen.
Ansonsten ist die symptomatische Therapie gleich wie bei viralen Durchfallerkrankungen:
Hat das Kalb frisch Durchfall, sollte es 24 Stunden keine Milch bekommen sondern nur Elektrolyttränke (z.B. Diakur®). Danach bekommt das Kalb abwechselnd einmal Milch und einmal Elektrolyttränke. Es sollte mindestens 4 Mal pro Tag getränkt werden. Es sollte immer frisches Wasser zur freien Verfügung haben. Es können auch Zusätze wie Stullmisan®, Bismutal®, Fenchel- oder Schwarztee und Zucker (idealerweise Traubenzucker) der Milch zugesetzt werden.
Wenn das Kalb nicht trinkt oder festliegt, muss der Tierarzt sofort hinzugezogen werden, da es Flüssigkeit direkt ins Blut braucht.
Vorbeugung
Das Kalb kommt ohne ausgereiftes Immunsystem zu Welt. Dem Kalb können keine spezifischen Antikörper gegen Cryptosporidien über das Kolostrum zugeführt werden. Eine gute Kolostrumversorgung (5-6L in den ersten 8 Lebensstunden) ist trotzdem wichtig, so ist das Immunsystem gegen andere Erreger geschützt und es kann seine restlichen Kräfte gegen die Cryptosporidien einsetzen.
Mit Halocur® kann die Erregerausscheidung stark reduziert und somit das Vorkommen von Cryptosporidien-bedingtem Durchfall vermindert werden.
Halocur® als prophylaktische Massnahme in Problembetrieben
Ab dem 1. Durchfalltag oder 1 Tag vor dem üblichen Auftreten des Durchfalls während 7 Tagen verabreichen (z.B. wenn die Kälber immer mit 8 Tagen Durchfall bekommen, ab dem 7. Lebenstag Halocur® verabreichen).
2ml/10kg nach der Tränke oder mit der Milch ins Maul geben.
Halocur senkt die Erregerausscheidung und den Schweregrad des Durchfalls, d.h. es verhindert nicht immer das Auftreten von Durchfall, aber die Symptome sind weniger schlimm.
Haltungsmanagement
Auch hier, wie bei viral bedingtem Durchfall, ist die Prophylaxe nur so gut, wie die Haltung (s. unter Haltungsmanagement bei Rota-/ Coronaviren). Stimmt hier etwas nicht, kann es sein, dass alles andere nicht hilft.
Cryptosporidien sind sehr widerstandsfähig in der Umgebung und überleben sehr lange im Stall. Iglus sollten daher nach jedem Kalb mit einem Hochdruckreiniger gereinigt werden und 3 Tage leer stehen und trocknen, idealerweise an der Sonne da UV-Strahlung die Cryptosporidien abtöten. Auch eine Desinfektion der Iglus ist möglich, jedoch braucht es um Cryptosporidien abzutöten spezielle Desinfektionsmittel.
Ernährungsbedingter Kälberdurchfall
Klinik
Betroffen sind v.a. Kälber in den ersten Lebenswochen. Ursachen können sein „zu viel Milch“ auf einmal vertränkt, verdorbene Milch oder Milchaustauscher. In der Regel treten bei ernährungsbedingtem Durchfall keine gravierenden Symptome auf. Das Kalb hat zwar Durchfall, ist aber fit und trinkt. Bei bestehender Vorbelastung (z.B. Immunschwäche, starke Keimbelastung, Kümmerer etc.) können weitere Symptome wie Dehydratation (Austrocknung), eingefallene Augen, Trinkschwäche, Untertemperatur, Festliegen und kühle Gliedmassen auftreten.
Bei Mutterkuhkälber oder Kälbern mit unlimitierter Tränke ist weicher Milchkot normal, aber diese Kälber erkranken nicht, d.h. sie trinken normal und sind fit.
Therapie
Bei Mutterkuhkälbern braucht es in der Regel keine Therapie, da der Durchfall selbstlimitierend ist. Bei getränkten Kälbern sollte die Milchmenge pro Mahlzeit reduziert werden und/oder auf mehrere Portionen pro Tag verteilt werden. Bei stärkerem Durchfall kann man Zusätze wie Stullmisan®, Bismutal®, Fenchel- oder Schwarztee und Zucker (idealerweise Traubenzucker) der Milch zugeben und/oder Elektrolyttränke anbieten. Die Kälber sollten immer frisches Wasser zur freien Verfügung haben.
Vorbeugung
Es sollte immer auf hygienisch einwandfreie Milch und Milchaustauscher geachtet werden. Das Kalb braucht Zugang zu frischem Heu und Wasser. Die Liegeplätze der Kälber müssen trocken und frei von Zugluft sein.
