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26. Juni 2013 - Tips für Sommerekzemer von Dr. Verena Bracher


Die Gründe für Sommerekzem sind sehr komplex und sowohl endogen als auch exogen. So spielt das Immunsystem des Pferdes eine wichtige Rolle, auch erbliche Faktoren können hineinspielen aber eben auch äusserliche Faktoren, denn Sommerekzem entsteht infolge einer allergischen Reaktion auf Speichel von bestimmten Insekten (in unseren Breiten der Culicuides Spezies – meist als Kriebelmücke verallgemeinert). Ihr Speichel enthält ein körperfremdes Protein dessen Antigen (Substanz, die vom Immunsystem als fremd erkannt wird) die allergische Reaktion verursacht. Folge sind stark juckende Stellen vor allem dort, wo senkrecht stehende Behaarung auftritt - also an der Bauchnaht, am Mähnenkamm und an der Schweifrübe. Das Pferd juckt und scheuert sich, wo es nur kann, ein Teufelskreis, denn der Juckreiz wird immer grösser und zudem können durch Schmutz, Bakterien, Fliegeneier oder anderes an den offenen Stellen Infektionen entstehen.

Die wirksamste Massnahme gegen Sommerekzem ist daher den Kontakt mit diesem Speichel so gut wie möglich zu verhindern. Mögliche Massnahmen:

 

  •  Mücken mögen es nicht gerne dunkel, ein abgedunkelter Stall, zudem noch mit z.B. Lamellenfliegenvorhang kann schon einen grossen Unterschied machen. Falls dies nicht möglich ist, kann auch Durchzug helfen. Denn die Kriebelmücke mag es windstill.
  • Mücken mögen Feuchtraumgebiete. Eine Weide an einem Bachlauf oder stehendem Wasser ist für einen Ekzemer daher mehr als unideal. Wie beim Stall bevorzugt die Kriebelmücke windstille Weiden.
  • Gute Ergebnisse liefern Ekzemerdecken. Ja sie sehen fürchterlich und lächerlich und und und aus aber das stört, wenn überhaupt nur den Besitzer, dem Pferd dürfte das ziemlich egal sein. Im Gegenteil viele Ekzemer lieben ihre Decke und kommen gelaufen wenn sie sie sehen und stecken ihren Kopf rein.
  • Beim Weidegang auf eine Uhrzeit achten auf der Mücken weniger aktiv sind. Mücken sind z.B. gerne bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang unterwegs. Weidegang im Zeitraum von 9 bis 16 Uhr ist gut, noch besser zwischen 10 und 13 Uhr.
  • Fliegenspray oder andere Fliegen abweisende Mittel verwenden.


Bei der Fütterung ist auf eine aufs Sommerekzem abgestimmte, bedarfsgerechte Ernährung zu achten:

  • Proteinarm bei ausreichender Mineralstoffversorgung
  • vermeidet frisches Gras von sticksoffgedüngten Weiden

 

  • ja nach Pferd können Futterzusätze wie Knoblauch ect. getestet werden


Hat das Pferd bereits betroffene Stellen so ist die Pflege dieser Stellen wichtig. Sie sollten von grossen Hautschuppen und Schmutz befreit werden. Dazu verwendet man am besten klares Wasser, denn es kann keine weiteren allergischen Reaktionen der Haut verursachen. Wenn das Fell durch Salben ect. stark verschmutz ist und Wasser allein nicht ausreicht kann man ab und an Shampoo oder Seife verwenden. Wichtig dabei, die Produkte sollten PH neutral sein und den natürlichen Fettgehalt der Haut bewahren. Auch antiseptische Shampoos können helfen. Oft erfüllen Babyshampoos einige dieser Voraussetzungen. Ebenso kann z.B. Babywundsalbe mit Zink helfen sehr wunde Stellen schneller abheilen zu lassen.


Es gibt sehr viel Salben und Lotionen auf dem Markt, die alle mehr oder weniger helfen – je nach Pferd. Allerdings haben sie alle eines gemeinsam. Sie bekämpfen die Symptome und nicht die Ursache. Ein einzelnes Mittel wollen wir auch nicht herausgreifen und bewerben. Hier hilft nur testen was eurem Pferd hilft.

Behandlung mit Cortison? - Cortison wird zur Immunsuppression eingesetzt. Es gibt sowohl äusserliche Anwendung, die den Juckreiz unterdrücken soll, als auch Langzeit-Cortison-Spritzen. Jedoch birgt die Behandlung mit Cortison einige Risiken (z.B. Spätfolgen wie Nieren- oder Leberschäden, Wasserablagerungen, Osteoporose oder negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel bis bin zu einem Auslösen von Hufrehe). Gerade das Risiko Hufrehe ist natürlich auch dadurch gegeben, dass Rassen die stärker zu Sommerekzem neigen leichtfuttrige Rassen sind, die möglicher Weise eine Disposition für Hufrehe aufweisen. Ebenfalls ist die Wirkung nur temporär. Die Gabe von Cortison sollte daher gut abgewägt und individuell mit dem Tierarzt besprochen werden.

Ein Tip für die Besitzer, die verschiedene Methoden ausprobieren. Fotografiert den Zustand eures Pferde, es wird euch später leichter fallen den Erfolg der Behandlung objektiver zu beurteilen.

Ein weiterer wichtiger Hinweis. Das Pferd zu bestrafen, wenn es sich scheuert, hilft überhaupt nichts. Ach das Absperren jeder Scheuermöglichkeit mit Elektroband ist keine Lösung und eher grausam. Versetzt euch in euer Tier. Nur weil es sich nicht scheuern kann und dadurch vielleicht die Symptome nachlassen, bedeutet es nicht, dass es nicht nach wie vor schrecklich unter dem Juckreiz leidet. Sich nicht scheuern zu können, kann viel Stress für das Tier bedeuten. Lieber eine Scheuermöglichkeit ohne Verletzungsgefahr anbieten (z.B. Bürsten oder glatte Holzpfosten).

Wie immer gilt, jedes Pferd ist ein Individuum und die Therapie und Fütterung sollte individuell an jedes Pferd angepasst werden. Was für das eine Pferd wahr ist, muss fürs andere nicht unbedingt zutreffen. Wir wissen, dass es viele weiter Behandlungsansätze gibt (Insulininjektionen, Eigenbluttherapie, Impfung gegen Hautpilz, Desensibilisierung...) können aber leider nicht auf alle eingehen.


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